Die Firma Bruder brachte 2016 eine Schneeschleuder auf den Markt (Artikel Nr 02349), welche zwar ein reines Spielzeug und absolut nicht funktionsfähig ist, aber eine preiswerte Basis für einen Umbau darstellt und im Endeffekt eine optische ansprechende Schneeschleuder ergibt.
Mehrere Kollegen haben bereits einen Umbau durchgeführt, und Klaus Bergdolt hat darüber ausführlich in der Truckmodell 2/2017 berichtet. Motiviert von seinem Bericht beschloss auch ich einen Umbau, aber es sollte eine Doppelschneeschleuder werden, und zufällig von der Breite perfekt an ein PistenBully Modell in 1:12 passt. Klaus hat das Wurfrad und Gehäuse aus Dünnblechteilen hergestellt, wozu mir die Kenntnisse und Maschinen fehlen. Daher habe ich diese Teile im CAD gezeichnet und drucken lassen.
Die erste Version hatte ein Kegelradgetriebe, was zwar schnell zu realisieren war, aber einige Nachteile in Hinblick auf Drehzahl der Schälschnecke und der Haltbarkeit mit sich brachte. Daher ging ich eine zweite Version an, diesmal mit Schneckenradgetriebe. Die notwendige präzise Position der Zahnräder ist mit gedruckten Teilen kein Problem. Ich ging dann auch einen Schritt weiter und konstruierte das gesamte Mittelteil neu, dieses wird nun einfach anstatt des originalen Mittelteils eingklippst. Damit ist der Umbau auch für weniger geübte Modellbauer kein Problem.
Die Druckteile konnten bislang bei Shapeways im Webshop von AT modellbau bestellt werden. Shapeways hat im Juli 2024 Konkurs angemeldet, und deshalb sind die Druckteile nicht verfügbar, bis ich eine Alternative gefunden habe.
Warnung: Zum Aufdrehen des Schneckenrades wird unbedingt eine Drehbank benötigt, mit der Ständerbohrmaschine ist das praktisch nicht zentrisch möglich.
Die hochdrehenden Teile mit dem starken Motor stellen bei unsachgemäßer Handhabung und Einsatz ein erhebliches Verletzungsrisiko dar.
Wir übernehmen daher ausdrücklich keinerlei Haftung für aus dem Nachbau entstehende Schäden oder Verletzungen! Der Nachbau erfolgt auf eigene Gefahr.
Zunächst muss die Schneeschleuder zerlegt werden: die Teile sind über Klipps miteinander verbunden, welche sich mit einem Schraubenzieher ein- bzw. auseinander drücken und lösen lassen. Die Klipps der Schälschnecken-Endscheiben werden später nicht mehr benötigt, ich habe sie daher kurzerhand abgezwickt. Nachdem die Schälschnecke zerlegt ist, kann das eingeklippste Mittelteil entfernt werden. Mit meiner Proxxon Micromot und entsprechenden Säge- und Fräseinsätzen habe ich dann das Gehäuse ausgehölt, siehe Bilder:
Abtrennen der Rückwand mit dem Sägeblatt
Rückwand entfernt
Ausfräsen des Gehäuses mit einem Zylinderfräser
Feinarbeiten mit dem Schleifaufsatz
Der Kaminsockel wird durch ein Kugellager und Druckteil ersetzt und ich habe ihn daher komplett entfernt. Das originale Mittelteil wird komplett ersetzt und kann entsorgt werden.
Die benötigten Druckteile habe ich im CAD passgenau konstruiert: Wurfradgehäuse mit Schneckenradgetriebe, Motorhalterung, Wurfrad, Getriebedeckel, Lagerdistanzringe, Kaminsockel mit Ritzel, Abdeckung und Kaminlagerhülse. Diese ließ ich aus Nylon-Sinterdruck herstellen und gleich passend einfärben:
Die richtige Positionierung des gedruckten Wurfradgehäuses an das Schleudergehäuse ist durch das Einklippsen sichergestellt. Aus optischen Gründen sollte die hintere Kante des eingeklippstem Mittelteils bündig mit der Hinterkante des Schleudergehäuses abschließen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann die Teile miteinander verkleben, aber erst nachdem die Schälschneckenwelle bündig eingepasst wurde (siehe weiter unten).
Die Öffnung für den Kamin wird erweitert damit sie genau bündig mit dem Auswurfschacht vom eingeklippsten Mittelteil ist, siehe Foto rechts.
Für die Schälschnecke habe ich eine 6mm-Welle aus Alu-Rundmaterial verwendet. Um die beiden äußeren Kugelllager am Schleuderrahmen montieren zu können sind Reduzierhülsen notwendig, diese sind ebenfalls als Druckteile verfügbar. Diese habe ich dann zusammen mit den Kugellagern mit Superkleber eingeklebt.
Die Bohrung vom Schneckenrad musste ich für die Welle auf 6 mm erweitern, und damit die Bohrung auch wirklich zentrisch ist, habe ich das auf der Drehbank mit einem Innendrehstahl gemacht.
In das Getriebegehäuse habe ich Kugellager 7x3 mm und 12x6 mm in die vorgesehenen Lagerstellen eingedrückt, ebenso in den Getriebedeckel, welcher das zweite Lager für die Schneckenwelle aufnimmt. Die unten liegende Schneckenwelle wurde wie auf dem Foto ersichtlich montiert. Die Welle ist 31 mm lang. Zur Fixierung habe ich M3x3 Madenschrauben verwendet. Bei der Montage der Zahnräder habe ich die Kugellager zur Ausrichtung aufgesteckt, und darauf geachtet, dass die Welle auf beiden Seiten gleich tief in den Kugellagern ist.
Kugellager im Getriebegehäuse
Schneckenwelle 31 mm lang (oben mit Kugellagern)
Zur Montage des Getriebedeckels sind M2 Gewinde in das Gehäuse zu schneiden, dazu zuerst mit einem 1,5 mm Bohrer bei aufgelegtem Deckel vorbohren, danach kann der Deckel auf 2 mm aufgebohrt werden. Dann kann das Motorritzel eingefädelt werden. Zum Anziehen der Madenschraube am Motorritzel ist eine kleine Bohrung im Gehäuse. Danach wird die Schneckenwelle und zum Schluss das Schneckenrad in Position gebracht. Zwischen Schneckenrad und Kugellager muss eine 1,2 mm dicke Beilagscheibe eingefügt werden.
Nicht vergessen das Getriebe gut zu fetten!
Vorbohren mit 1,5 mm
Montiertes Getriebe
Für den Antrieb des Wurfrades und der Frästrommel habe ich einen relativ langsam laufenden und drehmomentstarken bürstenlosen Außenläufer gewählt. Dieser in den Bildern zu sehende Turnigy Motor ist inzwischen nicht mehr erhältlich. Ich habe die Druckteile im Januar 2021 auf einen ähnlichen Motor genau passend abgestimmt. Die Welle muss dabei durch einen längere Welle ersetzt werden, was bei den bürstenlosen Motoren glücklicherweise gut möglich ist. Zum Lösen der Madenschraube habe ich die Welle mit einem Lötkolben erhitzt, damit sich die Schraubensicherung löst. Nach Entfernen des Sprengringes konnte ich die Welle auf der Ständerbohrmaschine auspressen, dazu habe ich die Glocke auf dem Maschinenschraubstock aufgelegt und im Bohrfutter einen 3mm-Rundstab eingespannt, natürlich ohne die Bohrmaschine einzuschalten. Auf der Drehbank wurde dann bei der neuen 3 mm Edelstahlwelle hinten eine Nut für den Sprengring eingestochen. Außerdem habe ich für die Madenschraube am Motor und am Ritzel entsprechende Flachstellen in die Welle gefräst. Anschließend habe ich den Motor und die Druckteile verschraubt, das Wurfrad wird mit den Senkkkopfschrauben, die beim Motor mitgeliefert werden, verschraubt (siehe Fotos).
Tipp: Falls der Motor in die falsche Richtung läuft, einfach 2 der 3 Kabel vertauschen.
ALTER Antriebsmotor mit längerer Welle (77 mm lang), der neue Motor ist ähnlich (Welle 73 mm lang!)
Endscheiben mit passend gedrehten Naben, die Naben sind auch als Druckteile verfügbar
Motor in der Motorhalterung
Montiertes Wurfrad
Die einzelnen Schälschneckenwendel habe ich miteinander verklebt, die Teile für die linke und rechte Schnecke kann man dabei kaum verwechseln, die Verbindungsstellen sind nämlich mit einer oder zwei Federnuten versehen. Nachdem ich auch die Schälschnecken genau eingepasst hatte (dazu habe ich die Endstücke auf der Drehbank entsprechend plangedreht), habe ich sie über M2-Senkkopfschrauben mit der Welle verschraubt; die Schrauben werden dabei in die Welle eingeschraubt. Nachdem man sie nicht wirklich fest anziehen kann, ist ein (lösbarer!) Schraubensicherungskleber unbedingt erforderlich.
Zur Befestigung der Endscheiben habe ich deren Nabe entsprechend gekürzt und passend gedrehte Naben aus Aluminium eingeklebt. Diese Naben sind auch als Kunststoff-Druckteil verfügbar. Die Naben haben eine M2-Madenschraube zum Befestigen an der Welle. Damit die Endscheiben nicht unansehlich eiern habe ich große Sorgfalt auf eine spielfreie Passung gelegt, und die Naben beim Verkleben Naben gut an die Scheiben angepresst.
Der Empfehlung von Klaus Bergdolt folgend habe ich den Kamin auf 25 mm erweitert, um späteres Verstopfen zu vermeiden. Für den Bausatz ist der erweiterte Kamin als Druckteil erhältlich. Zur händischen Wurfweitenverstellung kann das schwarze Teil des Originalkamins verwendet werden, oder man kann dies ferngesteuert über ein Servo machen. Dafür sind unterschiedliche Druckteile verfügbar.
Verbreiterter Kamin aus Druckteilen
Hülse zur Montage des Dünnring-Lagers
Kaminsockel
Kugellager für die Kaminverstellung
Kaminsockel mit Zahnkranz
Ein Dünnring-Kugellager mit 25 mm Innendurchmesser erlaubt das Drehen des Kamins, die Verstellung erfolgt ferngesteuert über einen 1:50 Getriebemotor, der in das genau passende Gehäuse montiert wird. Mittels einer gedruckten Hülse wird das Kugelllager zuverlässig in der richtigen Position fixiert. Die Hülse wird mit dem Auswurfschacht und dem Innenring des Kugellagers verklebt.
Die Fahrtregler für die Kaminverstellung sind winzig und haben den Vorteil, dass man sie direkt an den Empfänger anstecken kann, es müssen lediglich die Kabel mit einem Servostecker angelötet werden (siehe Foto unten).
Bei Version 2 habe ich mit einem am Kamin montierten Servo eine recht simple ferngesteuerte Wurfweitenverstellung realisiert. Den 1 mm Stahldraht habe ich in die Nut der Verstellstange vom Bruderkamin geklebt. Sicher kann man das auch schöner machen und mit einer Hydraulikzylinderattrape tarnen, vielleicht mach ich das später noch.
Der Kaminsockel wird mit dem Außenring des Kugellagers verklebt, und dann der Kamin am Sockel festgeklebt. Damit ist die Schleuder bereit für die ersten Testläufe.
Fahrtregler für die Kaminverstellung
Servo zur Wurfweitenverstellung
Um zwei Schleudern zu einer Doppel-Schleuder zu verbinden gibt es prinzipiell zwei Versionen:
- zwei separate Einzelschleudern (so wie ich es in Version 1 gemacht habe)
- kombinierte Schleudern mit durchgehender Mittel-Trommel, so wie es beim Original der Fall ist (meine Version 2)
Das ist die einfachere Variante, es werden zwei identische Schneeschleudern gebaut, jeweils mit Endscheiben an beiden Seiten, die beide komplett unabhängig voneinader funktionieren. Über den Montagerahmen werden sie nebeneinander positioniert.
Doppel-Schneeschleuder mit zwei identischen, separaten Schleudern
Diese Bauweise ist beim Original umgesetzt, die Mitteltrommel ist hier durchgehend. Um diese im Modell nachzubauen, sind 3 Bruder Schleudern notwendig, weil eine davon als Teilespenderin herhalten muss.
Wegen des selbstsperrenden Schneckengetriebes muss die Trommelwelle zweigeteilt ausgeführt werden: der in Fahrtrichtung linke Motor treibt die linke Aussentrommel und die gesamte Mitteltrommel an, der rechte Motor nur die rechte Aussentrommel. Deshalb hat das rechte Wurfradgehäuse eine zusätzliche Lageraufnahme, wie im unteren Foto zu erkennen ist. Dieses Gehäuse muss unbedingt rechts sein, denn nur so werden beide Wellen über die Endscheiben und die Schneckenräder in Position gehalten und können sich nicht verschieben.
Um die Gehäuse zu verbinden, habe ich die Halterungen wie unten rechts im Bild zu sehen zurechtgefräst und mit ausreichend Epoxykleber fixiert. Das Füllen der 7 mm breiten Lücke zwischen den Gehäusen geht am einfachsten mit dem Druckteil (siehe Teileliste unten), das von Constantin Woywod konstruiert wurde. Alternativ kann man es sich aus Teilen der 3. Bruderfräse zurechtfeilen. Ich habe dann beide Gehäuse verklebt und zusätzlich verschraubt (siehe Bild unten links).
Doppel-Schneeschleuder mit verbundenem Gehäuse und durchgehendem Mittelteil
Verschraubung der Gehäuse
Ausfräsen der Endteile
Durchgehende Mitteltrommel
Für die Mitteltrommel werden zwei zusätzliche Schneckenwendel benötigt, deshalb wird nämlich eine 3. Bruderschleuder benötigt. Im Bild rechts ist zu erkennen, wie das fertig ausschaut.
Zum Verbinden der beiden Wendel habe ich diese ensprechend angeschliffen und dann verklebt. Vorher habe ich den Spalt der Welle mit einer Plastikscheibe aufgefüllt, die ebenfalls von nicht benötigten Teilen stammt.
Zur Montage an der Raupe habe ich im CAD einen Rahmen gezeichnet, angelehnt an den Befestigungsrahmen den Westa bei den Doppelschneeschleudern verwendet. Davon hatte Eric bei einem Besuch bei Westa vor einigen Jahren gute Fotos gemacht. Bei den Halterungen am Schleudergehäuse habe ich die Bolzen entfernt und genau zentrisch 3 mm Bohrungen angebracht (siehe Foto unten). Am Rahmen habe ich sie dann mit M3-Sechskantschrauben befestigt.
Die unteren Schrauben der Motorhalterung müssen dabei bündig mit der Mutter abgetrennt werden, weil sie sonst nicht in die Ausnehmungen beim Montagerahmen passen.
Abschließend waren noch die Kabel der Motoren zu verlängern, wozu ich schwarze Silikonlitzen verwendet habe, damit sie wie Hydraulikschläuche ausschauen.
Bearbeitete Halterungen am Gehäuse
Aluwinkelprofil zur Verstärkung (nur beim Rahmen für die Doppelschleuder mit durchgehendem Mittelteil notwendig)
Den Rahmen habe ich natürlich passend für den Pistenking-Geräteträger gemacht, sodass die Montage an der Raupe sehr einfach vonstatten geht. Die vielen Leitungen werden mit Kabelbindern gebündelt und in die Wanne geführt. Für die Stromversorgung der beiden Schleudermotoren verwende ich einen separaten Akku.
Jede Schleuder wiegt etwa 375 Gramm und beide können noch leicht vom Hubservo angehoben werden. Die wuchtige Schleuder passt größenmäßig recht gut an meinen PistenBully 600 Polar.
Zur Montage einer Einzelschleuder am Dickie PistenBully 600 habe ich ebenfalls einen passenden Montagerahmen gezeichnet. Er kann einfach statt dem Räumschild an den Dickie Geräteträger geklippst werden.
Zur Montage einer Einzelschleuder an Bruder-Traktorumbauten mit ML-Tec Bausätzen gibt es auch einen Montagerahmen (er wurde von Jonas Dietrich gezeichnet). Damit kann eine Einzelschleuder an einer ML-Tec Fronthydraulic Art.-Nr.: ML-FH-100-01 montiert werden.
Dickie PistenBully (Modell von Michi Weiermair) und Montagerahmen
Traktorumbau mit ML-Tec (Modell von Jonas Dietrich) und passender Montagerahmen
Oben rechts ist ein Video vom Einsatz der Doppelschneeschleuder.
Der gemessene Stromverbrauch der Doppelschleuder im Schnee beträgt ca. 1300 - 1800 mAh für 10 Minuten Einsatz.
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